Rezension: Grisha 02 – Eisige Wellen (Leigh Bardugo)

Leigh Bardugo - Grisha 02: Eisige Wellen
(Copyright Cover: Droemer-Knaur / Copyright Foto: Das Bambusblatt)

„Grisha 02 – Eisige Wellen“ ist die Fortsetzung von Leigh Bardugos Debütroman „Goldene Flammen“ aus dem GrishaVerse.
Zum ersten Mal ist das Buch 2013 als Hardcover im Carlsen Verlag erschienen, 2015 dann als Taschenbuch. Unsere Version ist die Neuauflage aus dem Droemer-Knaur Verlag, die am 01. Oktober 2019 im Schuber erschien.

Nachdem der Dunkle Morozovas Hirsch erlegt und dessen Geweih als Kräftemehrer um Alinas Hals geschlossen hat, sind Alina und Malyen auf der Flucht vor ihm. Gemeinsam überqueren sie die Wahre See, um in Novyi Zem Unterschlupf zu suchen, doch auch dort sind sie nicht sicher. Denn der Dunkle hat die letzte Auseinandersetzung überlebt und spürt sie jenseits des Meeres auf.
Er nimmt Alina und Mal als Geiseln gefangen und bringt sie auf das Schiff des berüchtigten Freibeuters Sturmhond, um mit ihnen die Meeresgeißel – einen weiteren Kräftemehrer – aufzuspüren und dann nach Ravka zurückzukehren. Dass Sturmhond aber so seine ganz eigenen Pläne verfolgt, muss auch der Dunkle bald feststellen.

Über den Verlauf der knapp 440 Seiten entwickelt sich eine spannende Geschichte von Alinas und Mals Flucht bis zu Alinas Entschluss, die Armee der Grisha anzuführen und die daraus resultierenden Ereignisse.
Wo der erste Teil – Goldene Flammen – noch eindeutig als Debütroman zu erkennen war, macht „Eisige Wellen“ vieles deutlich besser und ist alles andere als der typische zweite Teil einer Trilogie, der ja oft nur als Zwischenpart gesehen wird, um Teil 3 zu schreiben. Die Figuren wirken ausgearbeiteter und bekommen in diesem Band mehr Tiefe. Und man muss sagen, dass Leigh Bardugo sich darauf versteht, aus ihren Charakteren nicht einfach die strahlenden Helden oder die fiesen Bösewichte zu machen. Sie alle haben ihre guten und sympathischen Seiten, aber eben auch ihre schlechten und dunklen Seiten. Manche natürlich mehr als andere, aber nachvollziehen kann man ihre Entscheidungen eigentlich alle.
Der Schreibstil hat sich sichtlich verbessert, ist ebenso wie die Charaktere nicht mehr so flach und abwechslungsreicher. Das größte Manko sind hierbei die Dialoge. Vom Inhalt finde ich sie gelungen, aber die Formatierung macht es manches Mal schwer, zu erkennen, welche Figur etwas sagt. Ich kann nicht beurteilen, ob dies an der Neuauflage liegt oder schon vorher bzw. im Original ein Problem darstellte, aber es hat mich des Öfteren durcheinander gebracht und aus dem Fluss gerissen, den Leigh Bardugo in „Eisige Wellen“ eigentlich ziemlich gut aufrecht erhält.
Es gibt viele ruhige Passagen in diesem Band, nicht immer muss hier die große Action stattfinden, aber die Kapitel sind nie zu lang gezogen oder unnötig. Jede Szene fügt sich wunderbar ins Gesamtbild ein und bringt vielleicht nicht immer die Handlung an sich, aber auf jeden Fall die Beziehungen zwischen den einzelnen Charakteren voran.
Von Genya, die in „Goldene Flammen“ mein Liebling war, sehen wir in diesem Band leider sehr wenig. Dafür lernen wir einige andere tolle Figuren kennen und manch einer aus dem ersten Teil hat auch hier wieder seinen Auftritt.
Der wohl auffälligste Neuzugang ist Sturmhond und das nicht nur, weil er einen wichtigen Platz in der gesamten Geschichte einnimmt und sehr lange nicht mehr von der Seite des Lesers weicht. Mit seiner charmanten, gerissenen und manchmal auch etwas ruppigen Art ist er eine Figur genau nach meinem Geschmack.
Auch Alina selbst hat mir im zweiten Teil gut gefallen, vermutlich sogar noch besser als davor. Sie bekommt richtig Tiefe und was bei mir sehr großen Anklang fand, war ihr innerer Kampf mit sich selbst. Zu wenige Autoren trauen sich so etwas leider in der Form. Dabei finde ich, hat es Alina nicht einmal unsympathischer gemacht, sondern einfach menschlicher.

Zur Aufmachung des Buches kann ich nichts anderes sagen als zu „Goldene Flammen“ auch. Die Neuauflage der Grisha-Trilogie ist unfassbar schön gestaltet, sowohl Cover und Buchrücken als auch das Innere. Vorne und hinten gibt es eine Karte von Ravka, in passenden Farben gehalten, und neben den Grisha-Orden werden auch die wichtigsten Begriffe, Charaktere und Schauplätze noch einmal aufgeführt und kurz beschrieben. Dabei wäre das kaum nötig gewesen, Leigh Bardugo lässt all diese Begriffe so geschickt in den Text mit einfließen, dass man sich nie überfordert fühlt und immer weiß, was gemeint ist. Und trotzdem wirkt die Welt dabei so lebendig und detailliert.

Mein Fazit

Der zweite Teil der Grisha-Trilogie „Eisige Wellen“ ist der Autorin Leigh Bardugo noch einmal besser gelungen als Band 1 „Goldene Flammen“. Schon dort konnte man ihrer Welt anmerken, wie viel Arbeit und Detailverliebtheit sie hineingelegt hat, aber in diesem Teil schafft sie es, dem Leser Ravka und seine Charaktere noch einmal näher zu bringen.
Figuren und Geschichte entwickeln sich prächtig weiter und zumindest ich konnte viele Wendungen nicht vorhersehen. Es ist und bleibt natürlich ein Jugendbuch und es wird auch viel Wert auf die Liebe gelegt, aber trotzdem steht dieser Aspekt nicht im Vordergrund. Die Beziehungen der Figuren untereinander gliedern sich einfach perfekt in die spannende Handlung mit ein und machen die Geschichte noch lebendiger.
Oft kann ich sagen „Vor allem in der zweiten Hälfte hat das Buch an Spannung dazu gewonnen“ und während das hier zwar auch stimmt, liegt es aber nur daran, dass der Spannungsbogen eines Romans nun einmal so aufgebaut sein sollte, dass die zweite Hälfte an Fahrt aufnimmt. Ich kann nicht behaupten, die Erste wäre nicht ebenfalls äußerst spannend gewesen.
Auch ist der zweite Teil einer Reihe ja meist das Problemkind. Ich finde aber, in diesem Fall kann man das gar nicht behaupten. Ich habe mich nicht gefühlt, als würde ich den zweiten Teil einer Trilogie lesen, sondern einfach nur eine sehr gelungene Fortsetzung, bei der man merkt, dass die Reihe von Anfang an darauf ausgelegt war. Und ich denke, dass Leigh Bardugo aus ihren Folgereihen im Grisha-Verse nur Duologien gemacht hat, beweist, dass sie Wert darauf legt, nur so viel Text zu schreiben, wie die Geschichte benötigt.

Geschrieben von Roberta

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Verlagsseite des Buches
„Grisha 02 – Eisige Wellen“ bei Thalia*
Die Grisha-Trilogie im Schuber bei Thalia*

Unsere Rezension zu „Grisha 01 – Goldene Flammen“
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Und eine weitere Rezension zu „Eisige Wellen“ findet Ihr bei Roman Tipps.

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