Rezension: Die Chroniken von Alice – Finsternis im Wunderland (Christina Henry)

Christina Henry - Die Chroniken von Alice: Finsternis im Wunderland
(Copyright Cover: penhaligon / Copyright Foto: Das Bambusblatt)

„Die Chroniken von Alice – Finsternis im Wunderland“ ist der erste Teil der Alice-Duologie der US-amerikanischen Schriftstellerin Christina Henry und gleichzeitig der Auftakt ihrer Reihe der Märchen-Adaptionen.
Bei uns in Deutschland erschien es am 16. März 2020 beim Verlag penhaligon der Randomhouse Gruppe als Hardcover mit 325 Seiten und als eBook und wurde uns über das Bloggerportal als kostenloses eBook-Exemplar für eine Rezension zur Verfügung gestellt.

„Die Chroniken von Alice“ ist Christina Henrys Neuerzählung des Klassikers „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll – und zwar eine ziemlich Düstere.
Alice ist seit zehn Jahren in einem Irrenhaus eingesperrt, weil man sie für verrückt erklärt hat, während sie selbst sich an kaum etwas erinnern kann. Nur Bruchstücke eines mysteriösen Vorfalls sind ihr geblieben, der Rest dieser Zeit liegt für sie im Dunkeln. Jede Nacht träumt sie von einem Mann mit Kaninchenohren, der ihr etwas Grausames angetan hat.
In der Nachbarzelle sitzt Hatcher, ein verrückter Axtmörder. Auch er kann sich nicht erinnern, was passiert ist. Während Alice aber alles bis zu dem Vorfall noch weiß, fehlt ihm jegliche Erinnerung an sein früheres Leben.
Als ein Feuer im Irrenhaus ausbricht, können die beiden gemeinsam fliehen. Fortan hilft Hatcher Alice, sich in der Welt zurechtzufinden, dafür soll sie ihm helfen, den Jabberwock – ein uraltes und böses Wesen, das mit ihnen aus der Irrenanstalt entkommen ist – aufzuspüren und zu vernichten. Alice willigt ein, weil sie Hatcher mag, er ihr einziger Freund ist und sie nicht weiß, wo sie sonst hin soll. Zudem hofft sie, auf diese Art etwas über das Kaninchen zu erfahren.
Für die beiden beginnt eine Reise durch die ganze Stadt, immer auf der Suche nach dem Jabberwock und dem Kaninchen, gleichzeitig auf der Flucht vor ihnen.

Diese Geschichte ist „Alice im Wunderland“ wirklich einmal anders. Viel düsterer und brutaler, an vielen Stellen auch sehr abgedreht und absurd – in meinen Augen auf eine positive Art. Die Neuinterpretation strotzt nur so vor verrückten und interessanten Ideen.
Im Laufe des ersten Bandes tauchen viele der bekannten Charaktere aus dem Original auf, nur auf etwas andere Art, als man vielleicht erwarten würde, und teils unter abgewandelten Namen.
Die ganze Geschichte ist aus Alice‘ Sicht geschrieben, aber auch Hatcher spielt eine sehr wichtige Rolle. Beide sind sie etwas eigen und verrückt, handeln in all dieser Verrücktheit aber sehr schlüssig und nachvollziehbar. Anfangs waren sie mir ja etwas suspekt, aber mit der Zeit sind sie mir beide irgendwie ans Herz gewachsen und ich habe ihnen wirklich gewünscht, dass am Ende alles gut wird. Obwohl ich Hatcher einen Großteil der Zeit nie so richtig über den Weg getraut habe, da er doch recht wankelmütig in seinen Stimmungen ist.

Aber nicht nur das macht es spannend, auch die Handlung bietet dafür viel Raum. Immer wieder stolpern Alice und Hatcher von einer seltsamen Situation in die andere und es macht sehr viel Spaß, all diese Ideen zu erkunden. Trotz ihrer sehr düsteren Seite ist die Geschichte nämlich auch mit viel Humor geschrieben und ich musste des Öfteren ehrlich lachen – wenn auch dieser Humor manchmal sicherlich etwas makaber anmuten mag.
Der Schreibstil ist eine Mischung aus flapsig und solide schlicht. Ich möchte gar nicht sagen, dass das in irgendeiner Form schlecht wäre, es war für mich oft einfach nur etwas gewöhnungsbedürftig und manchmal war nicht ganz klar ersichtlich, welche Figur was sagt.

Bevor ich das Buch selbst gelesen habe und auch während meiner Lektüre, habe ich von anderen oft gehört, dass es sehr düster und krank sein soll und viele Leser von dieser absurden Brutalität ein wenig geschockt waren. Dadurch habe ich diesbezüglich vielleicht mehr erwartet, als das Buch mir liefern konnte, denn ich persönlich fand es gar nicht so „krank“, würde es aber teilweise als recht brutal bezeichnen. Es ist sicherlich nichts für schwache Nerven.

Mein Fazit

„Die Chroniken von Alice – Finsternis im Wunderland“ hat mich einmal mehr mit einem wirklich interessanten Cover angelockt. Ich muss aber gestehen, viel mehr Interesse hatte ich an Christina Henrys Adaption der kleinen Meerjungfrau von Hans Christian Andersen. Da diese Erscheinung aber noch eine Weile auf sich warten lässt, konnte ich nicht widerstehen, einmal bei Alice reinzuschauen, nachdem ich das Buch im Bloggerportal von Randomhouse entdeckt hatte. Also habe ich einfach mal gefragt, ob ich ein Exemplar bekommen könnte.
Und ich muss sagen: Ich habe diese Frage auf keinen Fall bereut!
Ich hatte sehr viel Spaß mit Alice, Hatcher und ihrer Geschichte und ich freue mich sehr auf die Fortsetzung, die in Deutschland im August erscheinen soll. Teil 1 bietet zwar eine in sich eigentlich abgeschlossene Handlung, aber der eine noch offene Plotstrang deutet auch auf eine interessante Fortsetzung hin.
Neben den vielen Fantasy- und Jugendbüchern, die ich lese, sowie unseren eigenen aktuellen Piratengeschichten war „Finsternis im Wunderland“ für mich eine äußerst willkommene Abwechslung. Es war sehr düster, ja, aber gerade das hat es spannend gemacht und auch der Humor war sehr passend in die Geschichte eingewoben. Ich habe mich ein ums andere Mal über die Szenerien gewundert – und das auf sehr positive Art.
Dabei bin ich nicht einmal ein großer Märchen- oder Klassikerfan, obwohl Ausnahmen hier natürlich auch die Regel bestätigen.

„Die Chroniken von Alice – Finsternis im Wunderland“ von Christina Henry kann ich auf jeden Fall jedem empfehlen, der etwas abgedrehte und düstere Geschichten mag – selbst wenn das Original vielleicht nicht zu den Lieblingen zählt. Nur allzu zimperlich sollte man wohl nicht sein.

Linksektion

Verlagsseite des Buches
„Die Chroniken von Alice – Finsternis im Wunderland“ bei Thalia*

Eine weitere Rezension zu „Die Chroniken von Alice – Finsternis im Wunderland“ findet ihr auf dem Blog Roman-Tipps.

Wir haben auch die Fortsetzung „Die schwarze Königin“ gelesen und rezensiert.
Und natürlich auch Band 3 „Dunkelheit im Spiegelland“

Unsere Rezension zu „Die Chroniken von Peter Pan – Albtraum im Nimmerland“

7 Kommentare zu „Rezension: Die Chroniken von Alice – Finsternis im Wunderland (Christina Henry)“

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